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27. Dezember 2023
Interview mit Joke van Leeuwen
Schon von klein auf wussten Sie, dass Sie Geschichten schreiben wollen. Was hat Sie daran fasziniert?
Besonders faszinierend fand ich die Möglichkeit, mir selbst neue Welten auszudenken und herauszufinden, was man mit Sprache alles machen kann. Zu Hause haben wir viel mit unserer Sprache gespielt. Außerdem gab es eine Menge Bücher, wir haben viel zusammen gesungen und Theater gespielt. Ich wollte aber auch Zeichnerin sein und habe deswegen viel gezeichnet.
Welche Lieblingsbücher hatten Sie als Kind?
„Winnie the Pooh“ auf Niederländisch („Winnie de Poeh“), ein Buch von Reiner Zimnik und Erzählungen aus dem Alten Griechenland. Später die Bücher von An Rutgers van der Loef und Karl Bruckner.
Geboren wurden Sie in den Niederlanden. Mit 13 Jahren sind Sie dann mit Ihrer Familie nach Belgien umgezogen. In einem Interview habe ich gelesen, dass Sie sagen, der Umzug hat Ihr Sprachbewusstsein und Ihren Sprachsinn bereichert. Inwiefern? Und haben die Niederlande und/oder Flandern einen Einfluss auf Ihre Bücher?
In Flandern und den Niederlanden spricht man dieselbe Sprache, aber mit Variationen. Das sorgte am Anfang für Missverständnissen. Zum Beispiel: ‚lopen‘ ist im Norden ‚gehen‘ und im Süden ‚laufen‘. Auch mein Akzent verriet, dass ich aus Holland kam. Das führte oft zu Vorurteilen. Durch meine Erfahrung, so jung in einem anderen Land zu leben, war viel Offensichtliches nicht mehr offensichtlich. Das hat mich gelehrt, aus verschiedenen Perspektiven zu schauen, und hat meine Art zu schreiben sicherlich beeinflusst.
In Ihren Büchern geht es in einem frischen und unbekümmerten Ton um Kindheit. Um Kinder, die eine Stärke entwickeln, aber immer sie selbst bleiben. Woher nehmen Sie Ihre Ideen und warum ist Ihnen dieses Entwicklungsstadium so nah?
Ich habe immer für Kinder und für Erwachsene geschrieben. Leider sind meine Bücher für Erwachsene noch nicht ins Deutsche übersetzt, obwohl sie auch viel Anerkennung bekamen. Ich finde es sehr schön, für alle Altersgruppen zu schreiben und ihnen zu begegnen. Die Kinderbücher, die mich interessieren, haben eine milde Subversion. Es ist der Blick von Anfängern, von unten, wenn so vieles noch nicht offensichtlich ist. Meine Bücher handeln oft von ernsten Dingen, aber mit einem leicht humorvollen Ton. Kinderbücher sorgen dafür, dass man den unvoreingenommenen Blick nicht verliert.
Sie schreiben nicht nur Bücher, sondern illustrieren diese selbst. Wie hat sich Ihr Schreib- und Illustrationsstil über die Jahre auch mit Blick auf die neuen digitalen Möglichkeiten verändert?
Ich arbeite seit ungefähr 20 Jahren mit Photoshop. Manchmal scanne ich etwas ein, das ich gezeichnet habe, und arbeite es weiter auf meinen PC aus. Oder ich mache alles am Rechner. Aber ich bleibe beim Zeichnen und Malen. Nur mittlerweile mit elektronischem Stift. Früher habe ich viel mit einem feinen Stift und Tinte gearbeitet, aber jetzt ist es schön, meine Zeichnungen am Computer vergrößern zu können. Ich kann jetzt auch selbst ein ganzes Buch gestalten. Früher brauchte ich dafür Schere und Kleber.