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Literacy: Leseförderung in den ersten drei Lebensjahren

Ein Bilderbuch zeigen, vorlesen und über Bilder sprechen ist Teil einer qualifizierten Bildungs- und Erziehungsarbeit. Denn nicht nur das Lesen und Schreiben gehören zu den entscheidenden Literacy-Kompetenzen, sondern auch das Entdecken und Vertrautwerden mit Büchern, Bildern und Symbolen.

Illustration: Rotraut Susanne Berner

Top 10 Literacy-Tipps

  1. Lesen Sie vor, bevor kleine Kinder selbst sprechen und Bilderbücher betrachten können.
    Bereits von den ersten Pappbilderbüchern gehen vielfältige Impulse für die Entwicklung aus. Kinder hören beim Vorlesen zu und speichern Melodie, Rhythmus und Akzentuierung ihrer Muttersprache. Sie erleben, wie aus Bildern Worte werden, dass dazu etwas erzählt und später vorgelesen wird.
  2. Akzeptieren Sie jedes sinnliche „Begreifen“, jedes Spielen mit Büchern als erste wichtige literarische Erlebnisse.
    Wenn Kinder sitzen und krabbeln können, erobern sie sich ihre Bilderbücher mit allen Sinnen. Sie greifen die Bücher mit Händen, schieben oder werfen sie durchs Zimmer. Das Benagen oder Einspeicheln von Buchseiten ist ebenfalls eine Annäherung an das Objekt Buch.
  3. Betrachten Sie gemeinsam Benennbilderbücher.
    Erkennen Kleinkinder Kontraste und Primärfarben, entwickelt sich ihre Fähigkeit, Bilder wahrnehmen zu können.  Das heißt, sie sind auf dem Weg zu begreifen, dass ein abgebildeter Gegenstand im Buch stellvertretend für den Gegenstand in der Realität steht. So entwickeln Kinder ihr Symbolverständnis.
  4. Gehen Sie beim Bilderbuch-Betrachten auf Lautierungen ein.
    Sobald Kinder sich die Laute ihrer Muttersprache abgehört haben und beginnen, mit Silben zu experimentieren, ahmen sie Lautverbindungen nach, die sie gerade hören. Erwidern Sie die Lautierungen des Kindes. Damit beginnt ein bedeutendes Leseerlebnis: der Dialog zwischen Ihnen als Vorleserin und dem Kind.
  5. Zeigen Sie auf Abbildungen und erklären durch kurze Handlungs- oder Eigenschaftsbeschreibungen, was darauf zu sehen ist.
    Bilderbücher helfen dabei, Dinge zu benennen. Sind die ersten Worte erobert, kommt es bald zur sogenannten Wortschatzexplosion. In dieser „Benennungsphase“ sammeln Kinder Vokabeln.
  6. Fragen Sie Kinder nach dem abgebildeten Objekt und antworten nach kurzer Pause selbst.
    Mit diesem Frage- und Antwort-Muster modellieren Sie den Ablauf eines Dialogs vor. Kinder lernen Sprache als Mittel der Kommunikation zu gebrauchen. Bilderbücher eignen sich dafür besonders gut, denn ihre Nutzung fordert Dialogsituationen geradezu heraus. Damit unterstützen Sie, dass Kinder in den Folgemonaten beginnen, selbst sprachlich zu antworten. Diese Antworten sollten Sie bestätigen. Damit legen Sie die Grunderfahrungen, damit Kinder mit etwa zwei Jahren beginnen, eigenes Frageverhalten zu zeigen.
  7. Betrachten Sie dieselben Bücher immer wieder.
    Wiederholungen sind eine wichtige Säule des Lernens. Durch häufige Wiederholung haben Kinder die beste Chance, ihren Wortschatz zu erweitern, Sprachstrukturen zu erfassen und diese selbst anzuwenden.
  8. Nutzen Sie Bilderbücher als „Schaukelstuhl“ zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit.
    Mündliche Sprache und Schriftsprache sind nicht identisch. In Büchern für zweieinhalb- bis dreijährige Kinder erleben Sie, dass Texte und Themen komplexer werden. Setzen Sie jetzt im Alltag beide Varianten der Buchnutzung um, damit Kinder das Buch einerseits als Anlass für eine dialogorientierte Kommunikation und andererseits das wortgetreue Vorlesen als Betonung des Schriftcharakters erleben.
  9. Schaffen Sie Vorleserituale und eine angenehme Vorleseatmosphäre.
    Rituale in der Kinderkrippe, im Kindergarten und zu Hause vermitteln Sicherheit und Geborgenheit. Lesen Sie deshalb Bilderbücher zu bestimmten Zeiten in ruhiger und gemütlicher Atmosphäre vor, möglichst am selben Ort in einer Leseecke oder einem Lesesessel, z.B. vor dem Einschlafen, nach dem Essen oder bei Geburtstagen.
  10. Seien Sie Kindern ein Lesevorbild.
    Zeigen Sie Kindern durch Ihr Leseverhalten und durch einen qualifiziert ausgewählten Bestand in Ihrer Kleinkind-Bibliothek, dass Bücher und andere Printmedien viele Funktionen haben. Sie bereiten Heiterkeit und Spannung, vermitteln Sachwissen und schaffen Gemeinsamkeit. Sie bereichern den Alltag in der Einrichtung und zu Hause.

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