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22. Februar 2021
Stepha Quitterer über ihre Arbeit mit Straßenkindern und das Weltverbessern allgemein
Denken Sie, dass jeder dazu in der Lage ist, die Welt zu verbessern? Und liefert Ihr Buch Weltverbessern für Anfänger dazu Anreize?
Ich bin absolut überzeugt davon und hoffe, dass das auch in meinem Buch deutlich wird. Ich glaube, dass viele gute Ideen in vielen von uns schlummern, und wir uns aber häufig in der Umsetzung abhalten lassen. Weil wir denken, dass es eh nichts bringt, oder weil uns ein Mitstreiter fehlt – oder das Selbstvertrauen – oder das nötige Durchhaltevermögen, bis man die ersten Erfolge sieht. In meinem Buch will ich besonders Jugendliche ermutigen, dass es vor allem darauf ankommt, überhaupt etwas anzustoßen – und das dann durchzuziehen und nicht bei der ersten Schwierigkeit das Handtuch zu werfen.
Sie haben einen so spannenden Lebenslauf. Die Idee von „Hausbesuche“ fand ich total spannend. Und nun ein Jugendbuch, klasse! Meine Fragen: Wie hat Sie Ihre Arbeit mit Straßenkindern in Rio geprägt? Und was wirkt davon noch heute?
Ich habe erfahren, wie entzückende, hinreißende, smarte und liebenswürdige Kinder und Jugendliche von vornherein keine Chance im Leben haben. Und dass das einem schier das Herz bricht, weil es doch so einfach sein könnte, wenn man nur ein halbwegs funktionierendes Elternhaus hat und erfährt, dass man geliebt wird… Oder wenn die Bildungspolitik dafür sorgt, dass wirklich alle die gleichen Chancen haben.
Aber ich habe auch erfahren, dass man von außen zu einem Selbstvertrauen beitragen kann, indem man Kindern etwas aufzeigt, in dem sie Talent haben und Träume entwickeln können. In gewisser Weise wirkt das bis heute, indem ich versuche, mit meinen Büchern Kinder und Jugendliche in ihren Träumen und im Träumen an sich zu bestärken.
Welchen Tipp würden Sie Jugendlichen geben, wenn sie die Welt verbessern wollen, aber nicht wissen, wo Sie anfangen können?
Ich würde sie fragen, was sie am meisten aufregt. Welche Situationen sie zur Weißglut bringen. Was sie so richtig ungerecht finden. Oder was sie einfach nicht verstehen können. Und genau da sollen sie anfangen.
War es eine bewusste Entscheidung, nach einem Buch für Erwachsene ein Jugendbuch zu schreiben? Oder ergab sich das beim Schreiben per Zufall?
Ich würde sagen: halb, halb. Einerseits habe ich mich nur an den Schreibtisch gesetzt und das zu Papier gebracht, was sich an Ideen und Geschichten in meinem Kopf zusammenbraut – und das scheint auch auf die nächste Zeit ausschließlich Jugendbuch zu werden – auf der anderen Seite aber finde ich, dass man gerade als Jugendbuchautorin wahnsinnig viel bewegen kann. Ich erinnere mich an die Bücher, die ich zu meiner Jugend gelesen habe – und bei denen ich das Gefühl hatte, etwas Wesentliches kapiert zu haben… Wenn auch ich Bücher schreiben könnte, die Kindern und Jugendlichen Mut machen, die sie inspirieren, sie neugierig aufs Leben und tolerant gegenüber anderen Lebensweisen werden lässt, dann wäre für mich das höchste Ziel erreicht.
Stepha Quitterer gibt auch Präsenz- und Livestream-Lesungen zum Buch.
Ihre Ansprechpartnerin im Verlag: katrin.schaper@gerstenberg-verlag.de