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Die wahre Geschichte hinter „Nicky & Vera“

Ein stiller Held im Holocaust

Fast fünfzig Jahre lang erzählte Nicholas Winton (hier im Buch „Nicky“) niemandem von den Kindern, zu deren Rettung er maßgeblich beigetragen hatte. 1988 fand Grete das Sammelalbum mit den Unterlagen der Kinder, die er aufbewahrt hatte. Nicholas fand sie unwichtig und schlug seiner Frau vor, sie wegzuwerfen. „Du darfst diese Papiere nicht wegwerfen“, sagte sie. „Sie erzählen vom Leben der Kinder.“* Grete nahm Kontakt zu Historikern auf, mit der Bitte, einige der Kinder ausfindig zu machen. Daraufhin erhielt Nicholas eine Einladung zu der beliebten britischen Fernsehsendung That’s Life. Er wusste allerdings nicht, dass Dutzende der Kinder – inzwischen mittleren Alters und älter – im Studiopublikum saßen.

Als der Moderator fragte: „Ist hier jemand, der sein Leben Nicholas Winton verdankt?“, standen sie alle auf.

Nicholas erhielt viele Preise und Auszeichnungen, darunter die Ehrenbürgerschaft der Stadt Prag,
die ihm vom Präsidenten der Tschechischen Republik, Václav Havel, verliehen wurde. Er starb 2015 im Alter von 106 Jahren.

Illustration: Peter Sís, aus: „Nicky & Vera“, Gerstenberg Verlag 2022

Vera, eines der geretteten Kinder

Eines der „Winton-Kinder“, wie sie genannt wurden, war Vera Gissing, gebürtige Věra („Veruschka“) Diamantová , die ihre Geschichte in einem Buch und in mehreren Interviews erzählt hat.
Vera wurde 1928 geboren und wuchs in Čelákovice auf, einer kleinen Stadt nordöstlich von Prag.

Am 1. Juli 1939, kurz vor ihrem elften Geburtstag, verließ sie Prag zusammen mit ihrer älteren Schwester Eva in der siebten Kindergruppe, die nach London reiste. Sie lebte bei einer Familie in Liverpool und besuchte später eine Schule für tschechische Flüchtlinge in Wales. Ihr Vater wurde erschossen, nachdem er den Großteil des Kriegs in einem Konzentrationslager der Nazis gefangen war. Ihre Mutter war in den Konzentrationslagern Auschwitz und Bergen-Belsen inhaftiert, überlebte aber den Krieg; kurz darauf starb sie an Typhus, bevor Vera die Gelegenheit hatte, sie noch einmal zu sehen. Als Vera 1945 in die Tschechoslowakei zurückkehrte, fand sie nur noch eine Tante – und die Tochter einer ihrer Katzen, die eine Nachbarin aufgenommen hatte. Der Rest ihrer Familie war ums Leben gekommen.

Vera verließ die Tschechoslowakei 1949 ein zweites Mal in Richtung England, ein Jahr nachdem die prosowjetische kommunistische Regierung 1948 die Macht übernommen hatte. Dort blieb sie, heiratete und bekam drei Kinder. Ihr Buch Pearls of Childhood – basierend auf ihren Tagebüchern – und die vielen Interviews, die sie gab, regten die in diesem Buch erzählte Geschichte an.

Weitere „Winton-Kinder“ sind u. a. der Filmregisseur Karel Reisz; Hugo Marom, einer der Mitbegründer der Israelischen Luftstreitkräfte (IAF); die Genforscherin Renata Laxova; die Lyrikerin Gerda Mayer; Milena Grenfell-Baines; und der Politiker Alfred Dubs. Als Mitglied des britischen Parlaments setzte sich Dubs während der Flüchtlingskrise 2015–16 für ein Gesetz zum Schutz und zur Versorgung von Flüchtlingskindern ein.

Buchtipp

Peter Sís

Nicky & Vera

Im Dezember 1938 sagt der junge Engländer Nicholas Winton seinen Skiurlaub ab. Er fährt stattdessen nach Prag und rettet in den darauffolgenden Wochen und Monaten fast 700 jüdische Kinder vor den...

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